Everything okay ? - You need something ?

Um ihn kam man nicht herum: Freddy G. Vonwyl war überall, wo die Erfolgreichen waren. Er lieferte zwar keine „promotion of international managements “, wie seine Visitenkarte versprach (siehe „Docs“), und dem „Direktor“ Vonwyl (wie seine Berufsbezeichnung im damals noch identitätsstiftenden Telefonbuch der PTT-Betriebe lautete) unterstand nur er selber. Doch in den Nachtclubs und Backstagezonen, vom Hazyland bis zum Hallenstadion, war Vonwyl in den 1960er und 70er-Jahren omnipräsent. Sänger Rod Stewart trug ihn anlässlich eines Konzerts der Jeff Beck Group 1968 in Luzern eigenhändig auf die Bühne – Freddy trug standesgemäss einen Gold-Lamé-Anzug. Angeblich soll er es in St. Moritz einmal gar an den Tisch des Schahs von Persien geschafft haben.

So gesehen war Freddy der "Zelig" der Schweizer Showszene. Immer grinste er von irgendwo ins Bild, zusammen mit den Schönen und Coolen (und manchmal auch Reichen). Wenn er nicht auf der Gästeliste stand, konnte sich Freddy so überzeugend empören, dass ihm dennoch ein Freieintritt als V.I.P. gewährt wurde. In gewissen Lokalen führte er sich gar so auf, als sei er selber der Chef – der „Herr Direktor“, um genau zu sein. So konnte es durchaus vorkommen, dass Freddy – stets krawattiert und in modern geschnittenen Anzügen auftretend – das Sicherheitspersonal anwies, eine ihm nicht genehme Person des Lokals zu verweisen. Auch in Sachen Identitätswechseln kannte er keine Hemmungen: Als „Pop“-Chefredakteur Jürg Marquard einmal um Einlass zu einer Vorausscheidung eines von ihm organisierten „Rhythm and Blues“ Wettbewerbs ersuchte, wurde ihm beschieden, der Herr Marquard sei schon da - Freddy Vonwyl hatte sich unter seinem Namen angemeldet. Freddys Gestus war dermassen überzeugend, dass manche Leute ihn im Brustton der Überzeugung als Besitzer der Konzertagentur Good News oder als Manager von Pepe Lienhard vorstellten. Nicht überall kam das gut an: Die Zahl der Lokale, in denen Freddy als persona non grata Hausverbot hatte, stieg konstant.

Dass Freddy den Draht zu den Stars aber auch wirklich fand, zeigt die eindrückliche Sammlung von signierten Fotos, Postkarten etc. aus seinem Nachlass, die hier erstmals gezeigt wird. 

Wer Vonwyl unterschätzte, wurde unsanft eines Besseren belehrt. Freddy galt auch als Intrigant und wer ihn zum Feind hatte, musste sich warm anziehen. Dank Insiderinformationen, die er sich bei seinen ständigen Besuchen auf Agenturen, Redaktionen und in endlos vielen Nachtclubs holte, konnte er fast jede Persönlichkeit des Showbusiness in Verlegenheit bringen – und zögerte im Zweifel keine Sekunde, es auch zu tun.

Sein Alter hatte der 1919 in einfache Verhältnisse geborene Freddy stets verschwiegen. Als er am „Monsterkonzert“ 1968 als „Bodyguard“ und Gitarrenträger von Jimi Hendrix unterwegs war, war er schon fast 50, ein biblisches Alter in der Zeitrechnung, die damals die Rock’n’Roller anwendeten. Dass er dennoch den Zugang zu den jungen Stars fand, hatte Freddy seinem umgänglichen Wesen, seiner Dreistigkeit und seiner Gastfreundschaft zu verdanken. „Everything okay?“, pflegte er laut Zeitzeugen jeweils in seinem Luzerner Englisch zu fragen, nachdem er sich als „Famous Freddy“ vorgestellt hatte. „You need something? Okay?“ Gerne bewirtete er die Stars auch in seiner Wohnung in Luzern mit erlesenen Köstlichkeiten, deren Herkunft allerdings nicht immer über alle Zweifel erhaben war.

1999 starb Freddy Vonwyl in Luzern. Fast wäre er vergessen gegangen. Doch nun erzählen die Dokumente aus seinem Nachlass seine Geschichte – und jene der Anfänge des Pop- und Rockbusiness in der Schweiz.

Freddy Vonwyl (1919 to 1999) was a wellknown and omnipresent figure in the Swiss show and music scene from the Sixties and Seventies. He frequented all the backstage areas and night clubs, and he was keen to meet as many famous stars as possible. Freddy loved to have his picture taken with them and was kind of “the Zelig of the Swiss music scene”. Often, he introduced himself as “Famous Freddy”, so when he got his records and photos signed by visiting musicians (which he often did, carrying photos and records with him in a business suitcase), the inscriptions went to “Famous Freddy”. Freddy was offering his services to everyone in show business, including sex & drugs (which he could organize easily due to his many contacts in the “underworld”). “Everything okay?” he used to ask the stars, “you need something? Okay?”. Freddy was a special person, and many of the stars developed a liking for him, even though he could bring some serious trouble too, if ever there was an argument. Rod Stewart even carried Freddy once on his own arms onto the stage in 1968, when the Jeff Beck Group played a concert in Lucerne. Freddy was wearing a lavish gold-lamé-suit.

A snappy dresser, Freddy kept his age secret to everyone. When he got in contact with the first generation of visiting international Rock Stars in the Sixties, he was already in his late forties, but no one knew or seemed to bother. After the shows, he invited some of the musicians to his flat in Lucerne, where he served them expensive food and drinks (whose origins could not always be traced).

Freddy died in 1999 and his treasures were thought to be lost forever, but finally his enormous collection of records and music memorabilia found the light of day again. So, via this collection, the story of Freddy can be told here for the first time – as well as the story of the beginnings of the pop culture in Switzerland.