Hans-Ruedi Jaggi wollte hoch hinaus. Als Rock-Manager war Andrew Loog Oldham sein Vorbild, der bleiche Mann mit dem coolen Look, der hinter dem ersten Erfolgsschub der Rolling Stones stand. Hans-Ruedi, als Metzgerssohn in Oberengstringen bei Zürich aufgewachsen, hatte anderes im Sinn, als mit 16 von den kurzen in die langen Hosen zu wechseln und dann «etwas Ordentliches» zu werden. Zwar absolvierte er im Jelmoli auf Geheiss des Vaters noch eine Berufslehre als (Lampenschirm-) Verkäufer, weil das die kürzest mögliche Ausbildung war und traf dort auf den späteren Schauspieler Bruno Ganz, ein Freigeist wie er. Auf dem Beruf arbeitete Jaggi nur kurz. Stattdessen schlug er sich als Taxifahrer und Nachtclubbetreiber durch, kellnerte im Halbstarken-Lokal Schwarzer Ring in Zürichs Altstadt und schuf sich ein Beziehungsnetzwerk, das von der Halbwelt bis zu den gut betuchten Zirkeln am Züriberg reichte. Schon früh entdeckte Hans-Ruedi, den sie wegen seiner 160 Zentimeter Körpergrösse «Pfüpf» nannten, seinen Hang zur Geschwindigkeit. Als Teenager fuhr er schwere Motorräder und wechselte dann zu schnellen und teuren Automarken: MG, Jaguar, Bentley: You name it. Eigentlich waren die ja einen Zacken zu teuer für ihn, doch Hans-Ruedi war ein gewiefter Verhandler, der zur rechten Zeit am rechten Ort war und nie den Katalogpreis bezahlen musste.

Das Anbranden der Beat-Welle bekam Jaggi im Schwarzen Ring mit, wo eine stets gut bestückte Jukebox stand. Bald managte Hans-Ruedi die «Swiss Beatles» Les Sauterelles, die aber nicht so hoch hinauswollten, wie er es mit ihnen vorhatte. Jaggi war ohnehin mehr der Rolling-Stones-Typ (auf der ersten Sauterelles-Single «Hongkong» liess er die Band im Halbschatten posieren wie die Stones auf dem Cover ihrer ersten LP) und wechselte darauf zur kurzlebigen Zürcher Rhythm and Blues Band The Baracudas um den charismatischen Sänger und späteren Schauspieler («Hair») Oliver Tobias Freitag. Noch deftiger ging es bei der Band The Slaves zu, die Jaggi 1965 nach dem Besuch eines Stones-Konzerts in Wien entdeckte und die er in der Schweiz innert kürzester Zeit zu Stars machte.  Hier wurde erstmals auch Jaggis Marketing-Talent manifest: Weil eine österreichische Band unter Oberkrainerverdacht stand, erfand Jaggi Storys über die dubiose Herkunft der Slaves und kreierte Slogans wie «Niemand weiss, woher sie kommen» und «Beat aus der Hölle». Die Slaves explodierten wie eine Bombe. Leider verglühten sie auch fast so schnell. Nach einer ausgedehnten Tournee – wohl der ersten ihrer Art in der Schweiz – gab es Krach zwischen dem Manager und der Band und das Slaves-Kapitel war abgeschlossen.

Doch jetzt ging es erst los: Aus den Überresten der Pleite gegangenen Konzertagentur Földi fischte sich Jaggi eine Option für ein Rolling Stones Konzert in Zürich (ein von Andeas Földi angerissenes Zürcher Stones-Konzert 1965 war im letzten Moment am Widerstand der Behörden gescheitert, aber die Option blieb bestehen). Und so verpflichtete Jaggi die Stones im Rahmen ihrer Europatournee für den 14. April 1967 ins Hallenstadion. Zwar fehlten ihm sowohl das Kleingeld als auch die nötige Erfahrung für eine solch grosse Kiste, doch egal. Dank Sponsoren und einem preisgünstigen Vorprogramm mit Schweizer Bands kam die Stones-Show tatsächlich zustande und wurde zu einem legendären Moment der Schweizer Pop- und Zeitgeschichte. Weniger wegen der Stones, die eher schlecht gelaunt waren und die man ohnehin nicht hörte. Die Band war ohne eigenes PA angereist und verlangte in ihrem Vertrag gerade mal nach drei Mikrofonen. Dafür liessen sich die Fans vom Böse-Buben-Image der Stones anstecken und verliehen ihrem juvenilen Bewegungsdrang an den Klappstühlen im Stadion Ausdruck. Darauf reagierte die zahlreich anwesende Polizei mit Knüppeln und weiterem Arsenal. Jaggi schien geknickt, doch der Rubel rollte trotz des Materialschadens.

Schon bald hatte er Grösseres im Sinn. Ein «Monsterkonzert» mit den berühmtesten Namen der Rockszene. Wieder fing die Sponsorensuche an, wieder verlief sie erfolgreich. So fand am 30. und 31. Mai 1968 im Zürcher Hallenstadion das erste grosse (Indoor-) Rockfestival auf dem europäischen Festland statt. Headliner war die Jimi Hendrix Experience, angeheizt von Eric Burdon und den Animals, The Move, Traffic,  John Mayall & The Bluesbreakers, The Koobas und dem Walty Anselmo Trend. Sogar der englische New Musical Express erschien, um das Event abzudecken. Zwar war der Publikumsaufmarsch diesmal weniger gross als beim restlos ausverkauften Stones-Konzert. Dafür war der Krawall umso heftiger. Der ging diesmal auf eine unverhältnismässige Intervention der Polizei zurück, die sich nach dem Codewort «Caramba!» mit Haut, Haar und Hunden ins Gewühl stürzte. Es war der Mai 1968 und die Zeichen standen auf Revolution. So geriet der Monstereinsatz der Polizei zur Ouvertüre der Globuskrawalle. «Rebellion ist berechtigt», verkündete ein Flugblatt. Hans-Ruedi Jaggi war zwar alles andere als ein Politaktivist, aber er kannte den Groove der Strasse, hatte eine soziale Ader und spürte den Zeitgeist. Nach dem Konzert wurde er gar wegen Landfriedensbruchs verhaftet, weil er Daten der TicketkäuferInnen an die Politaktivisten weitergegeben hatte. Er kam bald wieder frei, die Anklage wurde fallengelassen. Jaggi hatte mit dem Monsterkonzert erneut gutes Geld verdient und begann, dieses in Münzrollen zu sammeln. Er träumte davon, wie Dagobert Duck ein Vollbad im Geld zu nehmen. Dazu kam es aber offenbar nie.

Jaggi ging nun ins Gastrogewerbe, betrieb das Konzertlokal Blow Up, dann die Diskothek Revolution und (mit seiner Frau Marlies) eine Knelle namens Stirnimaa. Doch er hatte noch nicht genug. Ende 1971 holte er Muhammad Ali, den gefeierten Boxchamp mit der Popstar-Attitüde nach Zürich. Angeblich hatte er eine entsprechende Wette abgeschlossen. Erneut hatte Jaggi externe Geldgeber engagiert. Doch als Ali am 26. Dezember 1971 den deutschen Fleischermeister und Schwergewichtler Jürgen Blin vermöbelte,  war das auch das Ende von Jaggis Karriere als Impresario. Weil die Fernsehrechte nicht verkauft werden konnten, endete das Spektakel als finanzielles Disaster. Es wurde stiller um Jaggi, der sich mit der Justiz herumschlug und schliesslich in die USA umzog, wo er sich unter anderem als Grosswildjäger beschäftigte. Die letzten Jahre verbrachte er mit seiner Familie in der Schweiz und pflegte einen lustvoll distanzierten Umgang mit seiner illustren Vergangenheit, über die er gerne Auskunft gab. Hans-Ruedi Jaggi starb 59jährig an einer seltenen Nervenkrankheit. Er bleibt als Selfmade-Mann in Erinnerung, der als Erster die grosse Welt der Popkultur in die Schweiz holte und so eine gesellschaftliche Öffnung befeuerte, ohne selber ein Revolutionär zu sein.

Hans-Ruedi Jaggi had high hopes. As a rock manager, Andrew Loog Oldham was his role model, the pale man with the cool look who was behind the Rolling Stones' first wave of success. Hans-Ruedi, who grew up as the son of a butcher in Oberengstringen near Zurich, had other things in mind than to change from short pants to long pants at 16 and then become "something proper". He did complete an apprenticeship at his father's behest. But once this was finished, Jaggi never worked on the job. Instead, he made a living as a cab driver and nightclub owner, worked as a waiter at the Schwarzer Ring in Zurich's old town, where the Rockers met and created a network of relationships that stretched from the demimonde to the chosen few. Early on, Hans-Ruedi, whom they called "Pfüpf" because of his 160-centimeter height, discovered his lust for speed. As a teenager, he drove heavy motorcycles and then switched to fast and expensive car brands. MG, Jaguar, Bentley: you name it. Actually, they were a bit too expensive for him, but Hans-Ruedi was a shrewd negotiator who was in the right place at the right time and never had to pay the catalog price.

Jaggi witnessed the rise of Beatmusic scene in the Schwarzer Ring, where there was always a well-sorted jukebox. Soon Hans-Ruedi was managing the "Swiss Beatles" Les Sauterelles, but they didn't reach as high as he intended with them. Jaggi was more of a Rolling Stones type anyway (on the first Sauterelles single "Hongkong" he had the band pose in the half-shadows like the Stones on the cover of their first LP) and so switched to the short-lived Zurich rhythm and blues band The Baracudas with their charismatic singer and later actor ("Hair") Oliver Tobias Freitag. The RnB band The Slaves, which Jaggi discovered in 1965 after attending a Stones concert in Vienna and which he turned into stars in Switzerland within a very short time, was even more promising.  It was here that Jaggi's marketing talent first became manifest: because an Austrian band was suspected of being Oberkrainer, Jaggi invented stories about the Slaves' dubious origins and created slogans like "Nobody knows where they come from" and "Beat from hell." The Slaves exploded like a bomb. Unfortunately, they also burned up almost as fast. After an extensive tour - probably the first of its kind in Switzerland - there was a row between manager and band and the Slaves chapter was closed.

But now things were just getting started: Jaggi fished out an option for a Rolling Stones concert in Zurich from the remains of the bancrupt Földi concert agency (a Zurich Stones concert in 1965 that Andeas Földi organized had failed at the last moment due to resistance from the authorities but the option remained). And so he hired the Stones for April 14, 1967 in the Hallenstadion as part of their European tour. Hans-Ruedi lacked both the small change and the necessary experience for such a big thing, but no matter. Thanks to sponsors and an inexpensive supporting program featuring Swiss bands, the Stones show actually came off and became a legendary moment in Swiss pop and contemporary history. Not so much because of the Stones, who were in rather bad mood and couldn't be heard anyway. The band had arrived without their own PA and asked for just three microphones in their contract. Instead, the fans were infected by the bad-boy image of the Stones and expressed their juvenile anger on the folding chairs in the stadium. The police, who were present in large numbers, reacted with truncheons and other arsenal. Jaggi seemed crestfallen, but the dollar rolled despite the financial damage (he made good money anway).

Soon Jaggi had even bigger things in mind. A "monster concert" with the greatest names of the rock scene. The search for sponsors began again, and again it was successful. So on May 30 and 31, 1968, the first big (indoor) rock festival on the European mainland took place in Zurich's Hallenstadion. Headlining was the Jimi Hendrix Experience, fueled by Eric Burdon and the Animals, The Move, Traffic, John Mayall & The Bluesbreakers, The Koobas and the Walty Anselmo Trend. Even the UK's New Musical Express showed up to cover the event. Admittedly, the crowd this time was not as large as at the completely sold-out Stones concert. But the riot was all the more violent, which this time was clearly due to a disproportionate intervention of the police, who threw themselves and their dogs into the fight, after the codeword "Caramba!" had been given. It was May 1968 and the signs were pointing to revolution. Thus, the monster deployment of the police turned into the overture of the Globus riots (the Swiss 68 riots). "Rebellion is justified," proclaimed a leaflet. Hans-Ruedi Jaggi was anything but a political activist, but he knew the groove of the street, had a social vein and sensed the spirit of the times. After the concert, he was even arrested for breach of the peace, because he had passed on data of ticket buyers to the political activists. He was soon released, and the charges were dropped. Again Jaggi had earned good money and began to collect it in coin rolls. He dreamed of taking a full bath in money like Scrooge McDuck. But it apparently never happened. Jaggi now went into the restaurant business, ran the Blow Up concert venue, then the Revolution discotheque and a pub called Stirnimaa – all located in Zurich.

Hans-Ruedi hadn't had enough yet. At the end of 1971, he brought Muhammad Ali, the celebrated boxing champ with the pop star attitude, to Zurich. Allegedly, he had made a bet to that effect. Once again, Jaggi had engaged external backers. But when Ali beat up German butcher and heavyweight boxer Jürgen Blin on December 26, 1971, it also marked the end of Jaggi's career as an impresario. Because the television rights could not be sold, the happening ended as a financial disaster. It became quieter around Jaggi, who struggled with justice and finally moved to the USA, where he occupied himself as a big game hunter, among other things. He spent his last years with his family in Switzerland and maintained a “look back without anger” relationship with his illustrious past, about which he was happy to provide information. Hans-Ruedi Jaggi died at the age of 59 from a rare nervous disease.  He is remembered as a self-made man who was the first to bring the big world of pop culture to Switzerland, thus firing up social change in Switzerland without being a revolutionary himself.