«Es war die Zeit, als die Sex Pistols versuchten, den Punk Rock zu zerstören», erinnerte sich Ramones-Sänger Joey Ramone später. «Punk wurde negativ und abfällig. Darum kamen viele Leute nicht an unsere Konzerte, um zu sehen, dass wir etwas total anderes machten.» So erging es den Ramones auch auf ihrer ersten Europatournee, die sie 1977 während sechs Wochen kreuz und quer durch die grossen Städte westlich von Berlin führte. Ihre bahnbrechende, selbstbetitelte Debut-LP war zu diesem Zeitpunkt genau ein Jahr alt, im Gepäck hatten sie ihr zweites Album «Leave Home», das frühe Punkhymnen wie «Suzy Is A Headbanger» und «Carbona Not Glue» enthielt – aber auch ein Remake der surfigen Sixtiesnummer «California Sun». Die Ramones waren mit ihren ultrakurzen und abgespeckten Popnummern über Nacht zu den Bannerträgern des Punk Rock geworden. «Hey Ho, Let’s Go!» war der Schlachtruf der vier vermeintlichen Brüder aus dem New Yorker Stadtteil Queens, die ihren «Familiennamen» von einem frühen Pseudonym von Paul McCartney ableiteten.
Im Frühjahr 1977, als die Ramones erstmals auf den europäischen Kontinent kamen, wurde Punk auch hierzulande langsam zum Begriff. Allerdings vorerst erst wegen ein paar Skandälchen, die die Sex Pistols und ihr Manager Malcolm McLaren in ihrer britischen Heimat provoziert hatten. Und wegen der Punkmode mit selbstgenähten, zerschlissenen Kleidern, Sicherheitsnadeln, Rasiermesserklingen und stachlichen Frisuren. Die Ramones sahen daneben mit ihren langen Pilzkopfrisuren, Lederjacken, T- Shirts und löchrigen Jeans vergleichsweise konventionell aus.
Auf der Europatournee wurden die Ramones von der New Yorker Band Talking Heads begleitet, die ebenfalls auf dem Sire Label untergekommen war und dort ihre Single «Love Goes To A Bulding On Fire» veröffentlicht hatte. Nun fanden sich die Kunststudenten zusammen mit der Streetgang aus Queens im selben grossen Bus, der allerdings kein «richtiger» Tourbus, sondern ein Touristencar war. Als Talking-Heads-Bassistin Tina Weymouth zwei ganze Tage lang James Brown über die Bordanlage abspielte, begann sich Ramones Gitarrist Johnny schmerzverzerrt zu krümmen. Dass ein emotionaler Ausbruch bevorstand, war allen klar. ”Wir flogen in die Schweiz und gingen direkt zum Soundcheck», erzählt Talking Heads Drummer Chris Frantz. «Danach landeten wir in einem kleinen Café, wo der Veranstalter einen wunderbaren Caprese Salat für uns bestellte. Mit Mozzarella, Tomaten und frischem grünem Salat. <Was soll das denn sein?>, fragte Johnny Ramone. <So was nennen die grünen Salat?> Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es einen anderen grünen Salat gibt, als den Iceberg Salad, den er aus den USA kannte. Da realisierte ich, dass dieser Typ ganz schön kaputt war.»
An den beiden Schweizer Konzerten in Zürich und Genf erschienen nur wenige hundert Zuschauer, ein Teil von ihnen punkbegeisterte Musikfans, ein anderer Teil Schaulustige, die an diesen ersten Schweizer Punkkonzerten herausfinden wollten, was es auf sich hatte mit dem neuen Phänomen und dieser Gabba Gabba Hey Band. Tumulte gab es an den Schweizer Konzerte keine. Erst in der zweiten Hälfte der Tournee in Skandinavien gerieten die Punks ausser sich.
Die Bedingungen dieser ersten Tour durch Europa waren alles andere als luxuriös. Die Hotels waren höchstens medioker, es gab kein TV und keine Telefone. Immerhin hatte die Plattenfirma Sire eine professionelle P.A.-Firma engagiert, die für einen akzeptablen Sound sorgte. In Frankreich mussten allerdings Konzerte in uralten Konzertsälen abgesagt werden, weil die Stromversorgung zusammenbrach. Stromschläge auf der Bühne waren ebenfalls keine Seltenheit. Die Tour war anstrengend, doch die Reaktion des Publikums war überall frenetisch, auch an den Schweizer Konzerten.
Die Ramoneskonzerte von 1977 sind heute Teil der (Schweizer) Punklegende. Die Band spielte noch sechs weitere Male in der Schweiz, und lockte dabei deutlich mehr Publikum an. Doch das Gefühl eines musikalischen und gesellschaftlichen Aufbruchs, das sich 1977 bei ihren ersten beiden Gigs in der Schweiz eingestellt hatte, war da schon Geschichte.
«At the time, the Sex Pistols were tryin’ to destroy Punk Rock», Joey Ramone recalled. «Punk Rock just became negative and derogatory. So a lotta people wouldn’t even bother to see that we were doin’ something different.»
These were the circumstances, when the Ramones started their first full six week Europe tour in April 1977. Their groundbreaking debut album was one year old, and now The Ramones were promoting their second album “Leave Home”. Their catchy, Sixties-inspired Punk Rock Sound was the antithese to the art and stadium rock bands of the time.
The Ramones travelled Europe by bus. Not in a real bandbus, but rather a tourist sightseeing car. Also on board were the Talking Heads, who had just signed a record deal with Sire, where The Ramones were also under contract. The encounter of the art students of the Talking Heads and the Ramones gang from Queens, New York led to a clash of cultures. When Talking Heads bass player Tina Weymouth played James Brown non stop over the bus stereo system, Ramones guitarist Johnny squirmed. «We flew to Switzerland and we went straight to the sound check. After that we went to a little café, and the services promotor ordered us a beautiful caprese – a really nice salad, with mozzarella cheese, tomato and delicious, high quality lettuce. Johnny Ramone said: <What’s this? They call this lettuce? > He was actually upset, that the lettuce wasn’t iceberg lettuce», Talking Heads drummer Chris Frantz laughed. «That’s when I knew this guy was really messed up.»
The two Swiss concerts in Zurich and Geneva were attended by a crowd of only a few hundred, some of them real Punk fans, others only coming to see, what this Punk fuss was all about. The tour conditions for the bands were not luxurious at all. Hotels were below US-standard, there were no TV and no phone connections. At least, the record company had organized a professional PA company from the UK. However, in some old French venues shows had to be cancelled due to lack of power. The shows went well and found great response among the young fans, Switzerland included. At first, there were no real Punk riots, but when the tour continued to Scandinavia, there were some real Pogo partys.
Those early Ramones concerts are now part of the (Swiss) Punk legacy. The Ramones returned six more times to Switzerland and drew larger crowds than in 1977. But the fascination of a new sound and an alternative youth culture, that they had brought with their first concerts, was gone by now.