Im August 1964 kam die erste der grossen britischen Beat- und Rhythm and Bluesbands in die Schweiz: The Yardbirds, die den aufstrebenden Bluesgitarristen Eric Clapton in ihren Reihen hatten, der damals erst 19 Jahre alt war. Das mehrtägige Gastspiel, das gleichzeitig das erste Auslandengagement der Yardbirds überhaupt war, blieb weitgehend unbeachtet. Dies auch darum, weil es im Tessin stattfand, das zwar ein Anziehungspunkt für Touristen war, aber kein Ort, wohin die Beat- und Rockfans pilgerten. Ausserdem waren die Yardbirds im Sommer 1964 ausserhalb Englands noch kaum bekannt. Sie hatten erst eine einzige Single mit den Titeln „A Certain Girl“ und „I Wish You Would“ auf dem Markt, die bei EMI/Columbia im Mai 1964 erschienen war.
Eingefädelt hatte das Gastspiel Giorgio Gomelsky, ein schillernder Impresario und Filmemacher, der der erste Manager der Rolling Stones gewesen war, den famosen „Crawdaddy“-Club in Richmond betrieb und dort die Yardbirds pushte, die er als Nachfolger der Rolling Stones zu etablieren versuchte. Gomelsky (1934 – 2016) war ein Mann mit internationalen Wurzeln, der Vater stammte aus Georgien, die Mutter aus Monte Carlo. Auf der Flucht vor Stalin und in den Wirren des Zweiten Weltkriegs war er dauernd unterwegs. „Meine Heimat war der Jazz“, sagte er später. Seine Jugend verbrachte Giorgio im Tessin, wo er die Benediktinerschule in Ascona besuchte.
Seinen Schützlingen hatte Gomelsky den Switzerland-Trip als Ferien beliebt gemacht – doch schlussendlich spielten sie jeden Abend: „Openair“ am Lido in Locarno, „Indoor“ in der „Taverna“, einem traditionsreichen Konzert- und Nachtlokal in Ascona. Dazu kamen ein Konzert in der Spielwarenabteilung des Warenhauses „Innovazione“ (heute Manor) in Locarno mit zugehöriger Signierstunde. Die Yardbirds erschienen laut Zeitungsberichten mit einem Tross von Tänzerinnen und spielten ihren bewährten „Rave Up“ mit Rhythm and Blues und Rock’n’Roll Nummern, meist amerikanischer Provenienz: Laut, direkt, energetisch.
Das Yardbirds-Lineup bestand aus Leadgitarrist Eric Clapton, Rhythmusgitarrist Chris Dreja, Bassist Paul Samwell-Smith und Drummer Jim McCarty. Sänger Keith Relf kämpfte mit gesundheitlichen Problemen und fehlte. Er wurde vom irischen Sänger Mick O’Neill ersetzt, der sonst bei den Authentics sang. Laut einem Augenzeugen war es allerdings Eric Clapton, der die meisten Nummern sang.
Die Tessiner Medien berichteten zwar über den Besuch der Popstars aus London, ausser Vergleichen mit den Beatles blieb allerdings nicht allzu viel hängen. Bevor die Yardbirds wieder nach Hause reisten, gaben sie offenbar noch ein Konzert in der Schallplattenabteilung des Warenhaus Globus in Zürich. Ausser einer Konzertannonce und einer Erinnerung der Sängerin Suzanne „Susy“ Klee bleibt dieses Ereignis aber völlig undokumentiert. Die Konzerte der Yardbirds von 1964 blieben ihre einzigen Gastspiele in der Schweiz. Die späteren Lineups (mit den Gitarristen Jeff Beck und Jimmy Page) konnte man hier nicht erleben. Auch vom Tessiner Gastspiel 1964 sind kaum Dokumente erhalten. Bisher ist erst ein einziges Foto bekannt!
Dabei waren die Tessiner Konzerte der Yardbirds äusserst nachhaltig: Eliano Galbiati, ein junger Tessiner Musikfan und Schlagzeuger, war von den Konzerten dermassen begeistert, dass er bald darauf eine Rhythm and Blues Band gründete, die die erfolgreichste Tessiner Beat Band wurde. Er nannte sie The Nightbirds – in Erinnerung an das, was er im Sommer 1964 miterlebt hatte.
In August of 1964 the Yardbirds made their first foreign appearances in Locarno, Switzerland. Their manager, the charismatic Giorgio Gomelsky (1934 - 2016) had booked the band for a „holiday trip“ to Locarno, in the southern part of Switzerland. Gomelsky, who was a true cosmopolitan (his father was from Georgia, his mother from Monte Carlo) had spent his youth in Locarno and his parents lived there. The band arrived on August 13th and began to play a series of openair concerts at the Lido Locarno, at the beach of the Lago Maggiore. They also played at the wellknown nightclub Taverna Ascona and even in the toy department of the Innovazione shop, where they signed copies of their only available single at the time, „I Wish You Would“, released in the UK on Columbia.
The youth in Ticino was fascinated by the raw and loud London Rhythm and Blues sound, that was the trademark of the early Yardbirds. In fact, these Yardbirds shows were the first „real“ beat / Rhythm and Blues concerts of a UK band in Switzerland. However, the shows went more or less unnoticed outside of Ticino, as the southern part of Switzerland was known as a great holiday destination, but not as a cultural „hot spot“. Apparently, there was also a Yardbirds show at the Zurich shop „Globus“, but no information has surfaced, so this remains very obscure.
According to some local Ticino newspaper stories, the Yardbirds were accompanied by a troup of dancers. Singer Keith Relf could not make it to Locarno, as he was seriously ill at the time. He was replaced on the Ticino trip by Irish singer Mick O’Neill, who was a member of the RnB band The Authentics.
According to an eyewitness it was however guitar player Eric Clapton, who sang most of the songs. Besides O’Neill and Clapton the Yardbirds line-up consisted of Chris Dreja (rhythm guitar), Jim McCarty (drums) and Paul Samwell-Smith (bass). Young Ticino drummer Eliano Galbiati was so fascinated by the Yardbirds concerts, that he founded his own band called the Nightbirds, that became one of the leading swiss bands of the Sixties, and recorded several records for EMI in Italy